Warum Frauen eine Alleingeburt wählen

Dieser Artikel wurde ursprünglich unter dem Titel „Why a growing number of mamas love birthing unassisted“ im Holistic Parenting Magazine No. 6 in der November-December 2014 Edition veröffentlicht. (www.holisticparentingmagazine.com)

Warum Frauen eine Alleingeburt wählen

Alleingeburten sind kein neues Phänomen. Eigentlich haben Frauen bereits seit Jahrtausenden auf diese Weise ihre Kinder zur Welt gebracht. Man nennt es eine Alleingeburt, wenn die Mutter ein Kind gebärt, ohne dass dabei medizinisch ausgebildetes Personal präsent ist. Obwohl manche Frauen allein gebären, sind bei den meisten Frauen die Partner dabei.

Früher, als Leute noch in kleinen Gemeinschaften zusammenlebten, kamen ältere, erfahrene Frauen zu den Geburten. Sie waren oft mit der gebärenden Frau verwandt, wie zum Beispiel Mütter, Tanten oder Großmütter.

Es gibt eine Menge Gründe, die Frauen dazu bewegen, eine Alleingeburt in Betracht zu ziehen. Manche Alleingeburten passieren zufällig: wenn die Geburt zu schnell stattfindet um Hilfe zu rufen, wenn die Hebamme nicht rechtzeitig kommt oder wenn das Baby auf dem Weg ins Krankenhaus geboren wird. Aber geplante Alleingeburten gibt es immer häufiger aus folgenden Gründen:

  • Es ist nicht überall legal, eine Hebamme zur Hausgeburt zu engagieren
  • Zu Hause zu gebären ist die einfachste Möglichkeit, unnötige Interventionen zu vermeiden
  • Geburt ist ein natürliches Ereignis und benötigt keine medizinische Ausbildung
  • Bei einer Alleingeburt kann die Frau die Kontrolle über Ihre Geburt zu behalten
  • Eine Hausgeburt ermöglicht Frauen eine stressfreie Geburt
  • Es ist einfacher sich mit Familienmitgliedern verbunden zu fühlen als mit Fremden

Viele Studien haben gezeigt, dass Hausgeburten ungefährlich sind. Die meisten Hausgeburten finden unter den wachsamen Augen von Hebammen statt, aber das ist nicht unbedingt der Grund, warum es sicherer ist, zu Hause zu gebären als im Krankenhaus. Eine Hausgeburt ist ungefährlicher, weil die Einmischung in den natürlichen Prozess der Geburt (ob es darum geht, die Wehen einzuleiten, die Wehen voranzutreiben, eine Zange zu benutzen oder einen Kaiserschnitt zu planen) in der Regel gefährlicher ist, als wenn man der Natur ihren Lauf lässt.

Obwohl Hebammen, die zu Hause und in Geburtshäusern arbeiten, dem natürlichen Geburtsprozess ziemlich treu bleiben, können sie trotzdem bei der Geburt stören. Obwohl die werdende Mutter während der Schwangerschaft eine tiefe Bindung mit der Hebamme aufbauen kann, ist die Hebamme doch trotzdem eine Fremde, besonders im Vergleich zu den Familienmitgliedern der Mutter. Das bedeutet, dass sich die werdende Mutter vielleicht nicht traut, während der Wehen und der Geburt ganz loszulassen.

Zusätzlich müssen Hebammen bestimmte Regeln einhalten. In vielen Gegenden dürfen Sie keinen Geburten beiwohnen, die vor 37 oder nach 42 (bzw. 43) Schwangerschaftswochen stattfinden. Dazu kommt es, dass viele Hebammen sich bei einer Geburt mit Zwillingen oder einem Baby in Beckenendlage nicht wohlfühlen. Eine Hebamme kann vielleicht auch nicht der Geburt beiwohnen, wenn die Mutter bestimmte Gesundheitsprobleme hat.

Es kann sehr frustrierend für die werdende Mutter sein, wenn ihr gesagt wird, dass sie aus bestimmten medizinischen Gründen nicht  zu Hause gebären darf. Obwohl es natürlich gute Gründe gibt ins Krankenhaus zu fahren, ist die Geburt nicht unbedingt einer davon.

Wenn es um Entbindungstermine geht, sind Hebammen einfach nicht flexibel genug. Neueste Studien haben bewiesen, dass der Entbindungstermin bis zu 5 Wochen vom wirklichen Geburtstermin entfernt sein kann. (The Independent, 2013) Leider ist es Babys in der medizinischen Welt nicht erlaubt, zu früh oder zu spät auf die Welt zu kommen.

Sobald eine Frau die 41. SSW erreicht hat, redet der Arzt bereits von einer Einleitung der Wehen, wenn nicht schon vorher. Das Problem ist, dass eine Geburtseinleitung (so natürlich sie auch stattfinden mag) immer eine Einmischung in den Geburtsprozess darstellt. Wenn Ihr Baby bereit für seine Geburt wäre, dann hätten die Wehen schon von allein angefangen.

Die meisten Hebammen versuchen die Geburt vor 42 oder 43 Wochen einzuleiten. Viele werdende Mütter erklären sich daher zum Beispiel mit einer Eipolllösung einverstanden, um außerhalb des Krankenhauses gebären zu können (das habe ich persönlich auch gemacht mit meinem zweiten Kind). Leider ist selbst eine natürliche Geburtseinleitung nicht das, was sich Ihr Baby vorgestellt hat. Die einzige Alternative zur Geburtseinleitung bei einer Übertragung ist, ohne die Hebamme zu gebären und dazu sind die meisten Frauen einfach nicht bereit.

Für einige Frauen ist eine Alleingeburt der ideale Geburtsweg, selbst wenn sie eine Hebamme für die Geburt engagieren könnten. Obwohl Sie natürlich viel Geld sparen können, wenn Sie allein gebären, ist das niemals der Hauptgrund eine Alleingeburt zu wählen (tatsächlich sollte es auf keinen Fall der Grund sein). Sein eigenes Kind allein zu gebären ist sehr ermächtigend. Das Gute ist, dass es auch sehr einfach ist, allein zu gebären, solange Sie der Natur ihren Lauf lassen und aufhören, sich über alles Sorgen zu machen.

Um allein zu gebären muss eine Frau ihrem Körper vertrauen. Natürlich ist es sehr wahrscheinlich, dass die werdende Mutter das Thema Hausgeburt vorher ausgiebig recherchiert hat, aber das Einzige, was Sie wirklich benötigen, ist der Glaube, dass Sie das wirklich schaffen können. Ihr Körper ist perfekt dazu in der Lage ein Kind zu gebären, genauso wie er in der Lage war, Ihr Kind während der Schwangerschaft zu ernähren und heranwachsen zu lassen. Aber irgendwie hat die moderne Kultur den Glauben an den natürlichen Geburtsprozess verloren.

Wie funktioniert eine Alleingeburt?

Eigentlich brauchen Sie gar nichts, außer sich selbst, um allein zu gebären. Bei einer Geburt sind eigentlich nur die werdende Mutter und ihr Baby zwingend notwendig. Natürlich sollten sich die meisten Leute etwas besser auf so ein Ereignis vorbereiten. Selbst ein Minimalist wird wenigstens Decken oder Handtücher griffbereit haben. Aber im Gegensatz zu dem, was Sie von beliebten Filmen gelernt haben, brauchen Sie wirklich keine Eimer voll mit heißem Wasser.

Glücklicherweise ist es mithilfe des Internets und der örtlichen Bibliothek ganz leicht, herauszufinden, was man für die Geburt wirklich benötigt. Eine Einkaufsliste für eine Alleingeburt wird so ähnlich aussehen wie die Einkaufsliste für eine Hausgeburt mit Hebamme. Zum Beispiel möchten Sie vielleicht alte Laken, alte Handtücher, ein Matratzenschoner, Einlagen, einen Spiegel, eine Uhr, Still-BHs, Stilleinlagen und Ähnliches für das große Ereignis bereithalten.

Wenn Sie keine Hebamme engagieren, dann machen Sie sich wahrscheinlich Gedanken um die Versorgung der Nabelschnur (es sei denn Sie planen eine Lotusgeburt, bei der die Nabelschnur nicht zertrennt wird), den Kauf eines Saugballs (um, falls notwendig, Babys Mund und Nase abzusaugen) und vielleicht den Kauf eines Stethoskops oder Doptons. Manche Frauen entscheiden sich auch dafür, bestimmte Heilkräuter bereitzuhalten, um eine postpartale Hämorrhagie, falls sie auftritt, zu behandeln, wie zum Beispiel Hirtentäschelkraut.

Wenn es um die Geburtsvorbereitung geht, können Sie sehr sorgfältig vorgehen und ein Kit für eine Hausgeburt kaufen oder Sie können die grundlegenden Dinge benutzen, die Sie bereits zu Hause haben. Sie können einen Geburtspool mieten oder kaufen oder Sie können in der Badewanne gebären. Natürlich müssen Sie gar nicht im Wasser entbinden, wenn Sie das nicht wollen. Für Ihre erste Alleingeburt werden Sie vielleicht auch mehr Dinge kaufen als Sie letztendlich benötigen werden. Aber dieses Phänomen ist auch bei erstmaligen Eltern zu beobachten, wenn es um andere Babysachen geht.

Das schwierigste Hindernis bei einer Alleingeburt ist die Tatsache, dass Sie vielleicht während der Schwangerschaft und der Geburt Unterstützung benötigen. Obwohl viele Mütter erst bei der zweiten oder nachfolgenden Schwangerschaft eine Alleingeburt wählen, ist jede Schwangerschaft und Geburt ein bisschen anders. Zum Beispiel kann es sein, dass Sie in einer Schwangerschaft Hämorriden bekommen und bei der nächsten leichte Blutungen ohne Wehen erleben.

Wenn man eine Hebamme engagiert, dann hat man den Vorteil, dass man jemanden anrufen kann. Im Idealfall ist sie dazu da, um Sie zu beruhigen. Zum Glück ist es ziemlich einfach fast alles im Internet allein zu recherchieren. Dazu gibt es auch noch so einige sehr aktive Facebook-Gruppen, bei denen sich werdende Mütter unterstützen, um natürlich oder sogar allein zu gebären. Und wenn Sie keine andere Lösung finden, können Sie natürlich jederzeit einen Termin mit einem Arzt oder einer Hebamme in Ihrer Umgebung ausmachen.

Allein zu gebären bedeutet auch nicht, dass Sie ohne Schwangerschaftsvorsorge auskommen müssen. Je nachdem wie Sie sich entscheiden, können Sie zu einem Frauenarzt oder zu einer Hebamme zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen. Manche Frauen entscheiden sich dann einfach zu Hause zu gebären, ohne ihren Geburtshelfer vorher davon zu informieren. Allerdings würden manche Mediziner Sie auch gar nicht als Patientin behalten, wenn Sie gar nicht beabsichtigen für die Geburt zu erscheinen.

Natürlich können Sie auch Ihre eigene Schwangerschaftsvorsorge zu Hause durchführen. Heutzutage können Sie wirklich alles, was Sie dazu benötigen, im Internet kaufen, wie zum Beispiel Urin-Teststreifen und ein Stethoskop. Sie können problemlos Ihre Gewichtszunahme verfolgen und Sie können Ihren eigenen Fundusstand messen. Natürlich müssen Sie das nicht alles tun. Als Alternative können Sie einfach dem Geburtsprozess Vertrauen schenken. Schließlich weiß Ihr Körper, wie er ein Baby heranwachsen lassen muss, auch wenn Sie es nicht wissen.

Die Schwangerschaftsvorsorge ist ähnlich wie andere Gesundheitsvorsorgetermine. Sie dient dazu, um Probleme frühzeitig zu erkennen (obwohl das nicht immer der Fall ist), aber sie kann nichts am Ausgang der Schwangerschaft ändern. Gesunde Mütter haben in der Regel gesunde Babys. Daher ist die eigene Versorgung in der Schwangerschaft die beste Schwangerschaftsvorsorge, die Sie haben können.

John A. Haugen hatte folgendes zu sagen: „Sie müssen keine Vorsorgeuntersuchung oder Diagnosetests durchführen. Die Vorteile der Schwangerschaftsvorsorge beinhalten die Beruhigung des Patienten, oder im Fall eines Problems, die Vorbereitung, die optimale medizinische Behandlung oder die Beendigung der Schwangerschaft. Zu den Risiken gehören die zusätzlichen Sorgen bei einer anomalen Diagnose, wenn Sie auf weitere Diagnosetests verzichten oder das Risiko einer Fehlgeburt, welches mit weiteren Diagnosetests verbunden ist. Das Risiko gar keine Diagnosetests durchzuführen ist, dass man nicht über das Risiko einer Geburtsbehinderung Bescheid weiß, bevor das Baby geboren wird.“ (Haugen, n.a.)

Die Herausforderungen für Alleingebärende

Alleingebärende müssen sich so einigen Herausforderungen stellen. Erstens kann es sein, dass Ihr Partner Ihnen Widerstand leistet. Zweitens kann es sein, dass der Rest der Familie von der Idee auch weniger als begeistert ist. Ein weiteres Problem, welches Sie meistern müssen, ist, dass Sie es womöglich mit einem Arzt zu tun bekommen, der Sie nicht in Ihrem Ziel nach einer natürlichen Geburt unterstützt, falls ein Transfer ins Krankenhaus notwendig wird. Und schließlich ist es gar nicht so einfach, eine Geburtsurkunde für Ihr Neugeborenes zu bekommen, wenn Sie allein gebären.

Sie können sich allerdings auch für eine Alleingeburt ohne jegliche Unterstützung entscheiden. Allerdings brauchen die meisten Frauen die moralische Unterstützung von wenigstens einer Person. Meistens ist das die Person, die einem am Nächsten steht, wie zum Beispiel der Partner. Je nachdem was Ihr Partner von der modernen Medizin hält, kann es natürlich schwierig sein, ihn von einer Alleingeburt zu überzeugen. Zum Glück gibt es genug Studien, die die Gefahren der medizinischen Interventionen zeigen, ohne die Risiken einer natürlichen Geburt übertrieben darzustellen.

Einige Frauen, die sich für eine Alleingeburt entscheiden, haben es unter anderem mit Verwandten zu tun, die alles andere als hilfreich sind. Einige Leute drohen vielleicht sogar damit, das Jugendamt oder den Notarzt anzurufen. Für diese Leute erscheint die Geburt als beängstigend und gefährlich. Aber obwohl sie wahrscheinlich glauben, in Ihrem besten Interesse zu handeln, indem sie Sie dazu zwingen, medizinische Hilfe anzunehmen, ist das natürlich nicht der Fall. Daher entscheiden sich viele Frauen dafür, niemandem von ihren Geburtsplänen zu erzählen, um genau diese Art der Einmischung zu vermeiden.

Eine Frau, die sich für eine Alleingeburt entscheidet, entscheidet sich dafür, um Ihr Kind und sich selbst zu beschützen. Allerdings entstehen manchmal legitime Komplikationen bei der Geburt (obwohl das unwahrscheinlich ist), wo tatsächlich medizinische Interventionen notwendig werden. Es ist wichtig, diese Zeichen zu erkennen und dann entsprechend zu handeln. Schließlich wollen Sie weder Ihre eigene Gesundheit noch die Ihres Kindes aufs Spiel setzen, egal wie sehr Sie sich nach einer Alleingeburt sehnen.

Falls eine Frau im Krankenhaus landet, nachdem sie eine Alleingeburt geplant hatte, kann es sein, dass das Personal nicht sehr hilfreich sein wird. Obwohl Sie sicherlich eine Hebamme oder einen Arzt finden können, die eine natürliche Geburt unterstützen, werden Sie im Notfall vielleicht nicht so viel Glück haben. In diesem Fall ist es wichtig, sich darauf vorzubereiten, bei den Dingen standhaft zu bleiben, die Ihnen wirklich wichtig sind. Im Idealfall hat die werdende Mutter dafür einen Partner, der sie dabei unterstützt.

Jeder Bundesstaat in den USA hat verschiedene Gesetze zum Melden einer Geburt. Es kann schwierig sein, nach einer Alleingeburt eine Geburtsurkunde für Ihr Kind zu bekommen, aber natürlich ist das Ihr gutes Recht. Um die Geburt zu melden, sollten Sie sich an die Vital Records in Ihrem Bezirk wenden (der gleiche Ort, wo Sie später auch die Geburtsurkunde beantragen können). Es ist wahrscheinlich eine gute Idee vorher herauszufinden, welche Art von Beweisen Sie brauchen. Wahrscheinlich brauchen Sie einen Nachweis von Ihrer Schwangerschaft und einer Lebendgeburt. Dafür eignen sich ärztliche Aufzeichnungen (Mutterpass oder Ähnliches), Patientenakten, Dokumente der Kindtaufe oder eine notarisierte Erklärung von einer außenstehenden Person (nicht die Eltern).

Alleingeburten sind offensichtlich im Kommen. Es handelt sich dabei auf jeden Fall um eine kleine Minderheit, aber Alleingeburten werden immer bekannter und beliebter. Letztendlich läuft es darauf hinaus, dass die Menschen verstehen, dass ein Doktortitel oder eine medizinische Ausbildung niemanden allwissend machen. Zusätzlich treffen Mütter und Väter immer öfter gut durchdachte Entscheidungen über Schwangerschaft, Geburt und Kinderziehung im Allgemeinen. Umso mehr Sie das Thema recherchieren, umso mehr werden Sie verstehen, dass Sie allein der Experte von Ihrem Körper und Ihrem Kind sind.

Quellen

The Independent (Aug 7, 2013) “Length of pregnancy can vary by up to five weeks, scientists discover” Retrieved from http://www.independent.co.uk/news/science/length-of-pregnancy-can-vary-by-up-to-five-weeks-scientists-discover-8749081.html

Haugen, John A. (n.a.) “The Facts on Prenatal Testing.” Retrieved from http://www.haugenobgyn.com/prenatal_testing.aspx?AspxAutoDetectCookieSupport=1