Mit Komplikationen bei der Geburt umgehen

Vor wenigen hundert Jahren war es nicht ungewöhnlich, dass Babys tot auf die Welt kamen oder im ersten Jahr ihres Lebens starben. Obwohl das auch heute noch vorkommt, stehen die Chancen, dass Sie ein gesundes Kind bekommen, sehr gut. Tatsächlich sind Komplikationen bei einer gesunden Frau und einer normalen Schwangerschaft heutzutage eher selten.

Dennoch ist es keine schlechte Idee, sich über die Risiken zu informieren, die für Ihr Baby bei der Geburt bestehen. Es geht aber nicht darum, die Hausgeburt zu vermeiden oder sich selbst verrückt zu machen vor lauter Angst. Stattdessen ist es einfach wichtig, über mögliche Komplikationen Bescheid zu wissen, damit Sie im Zweifelsfall eine Entscheidung treffen und handeln können.

Komplikationen für das Baby

Es gibt viele mögliche Komplikationen, die bei der Geburt auftreten können. Daher gibt es auch eine Reihe von medizinischen Prozeduren und Geräten, um Babys auf die Welt zu bringen. Leider sorgen Interventionen bei der Geburt dafür, dass dann zusätzliche Komplikationen und Risiken bestehen. Die wichtigsten Komplikationen für Babys während und nach der Geburt sind (in keiner besonderen Reihenfolge aufgelistet):

  • Geburt in Beckenendlage (BEL)
  • Baby bleibt stecken nach Geburt des Kopfes (Schulter-Dystokie)
  • Nabelschnurvorfall
  • Kompression der Nabelschnur
  • Das Baby atmet nicht nach der Geburt

Geburt in Beckenendlage

Sie sollten wissen, dass Geburten in Beckenendlage nicht allzu häufig vorkommen. Das Problem mit einer Geburt in BEL ist, dass viele Mediziner leider nicht mehr dazu in der Lage sind, bei einer vaginalen Geburt mit BEL zu assistieren. Allerdings gibt es mit Sicherheit eine ganze Reihe von Frauen, die ein Kind in BEL in einer Alleingeburt zu Hause zur Welt gebracht haben.

Bei einer Geburt in BEL ist es besonders wichtig, eine gute Position einzunehmen, wie z.B. stehend oder hockend, damit die Schwerkraft ihren Teil dazu beitragen kann. Sie wollen auch nicht zu früh mit dem Pressen anfangen (hören Sie auf Ihren Körper). Und schließlich sollten Sie niemals an dem Baby ziehen. Es gilt hier: Hände weg vom Kind.

Schulter-Dystokie

Eine Schulter-Dystokie tritt sehr selten bei einer natürlichen Geburt auf. Aber wenn das passiert, dann muss schnell gehandelt werden. Wenn sich die Schulter des Kindes hinter dem Schambein befindet, dann bleibt das Baby wirklich stecken. Glücklicherweise kann ein geübter Mediziner das Baby sanft drehen, um ihm bei der Geburt zu helfen.

Wie bei einer Geburt in Beckenendlage ist hier auch eine aufrechte Position der gebärenden Frau wichtig. Eine allein gebärende Frau wechselt vielleicht auch instinktiv die Position, um dem Baby zu helfen auf die Welt zu kommen.

Nabelschnurvorfall oder Kompression der Nabelschnur

Ein Nabelschnurvorfall und eine Kompression der Nabelschnur sind sich insofern ähnlich, dass in beiden Fällen das Baby nicht genug Sauerstoff bekommt. Wenn die Nabelschnur erscheint, bevor ein Teil des Babys sichtbar wird, dann ist ein sofortiger Kaiserschnitt notwendig.

Die Kompression der Nabelschnur kann nur bemerkt werden, wenn man den Herzschlag des Kindes durchgehend überwacht. Das Problem mit der Überwachung ist allerdings, dass es dem Baby in den meisten Fällen gutgeht und ziemlich oft ein falscher Alarm besteht. Das CTG kann dann dazu führen, dass eine Frau per Kaiserschnitt entbindet, auch wenn das überhaupt nicht notwendig ist.

Atemprobleme des Neugeborenen

Wenn Sie zu Hause gebären möchten, macht es Sinn sich über Erste Hilfe und Herz-Lungen-Reanimation für Neugeborene zu informieren, einfach um auf Nummer sicher zu gehen. Manche Babys brauchen anfangs etwas mehr Hilfe. Glücklicherweise brauchen Sie keine besonderen Geräte, um Ihr Kind mit Sauerstoff zu versorgen. Aber offensichtlich sollten Sie den Notarzt rufen, wenn Ihr Baby nicht anfängt von allein zu atmen und das Baby beatmen, bis Hilfe erscheint.

Mit Risiken umgehen

Mit all den Risiken, mit denen Sie bei der Geburt rechnen müssen, kann es sein, dass Sie sich etwas überfordert fühlen. Manche Frauen engagieren daher eine Hebamme oder einen Arzt und vertrauen darauf, dass alles seinen Gang geht. Aber Sie haben sicherlich auch schon von Leuten gehört, die ihren Arzt verklagen, weil dieser eben nicht das getan hat, was er hätte tun müssen.

Manche Mediziner versuchen das eigene Risiko zu reduzieren, indem sie sich schneller für einen Kaiserschnitt entscheiden. Zum Bespiel kann es sein, dass ein Arzt einen Kaiserschnitt empfiehlt, wenn es sich um ein Baby in Beckenendlage oder eine Geburt von Zwillingen handelt.

Das Problem ist, dass ein Kaiserschnitt und andere Interventionen auch nicht ohne Risiken sind. Zum Beispiel kann ein Baby in BEL, welches via Kaiserschnitt auf die Welt kommt, durch die Art der Entbindung noch zusätzliche Probleme bekommen. Das bedeutet nicht, dass ein Kaiserschnitt niemals eine gute Lösung ist. Aber er sollte definitiv nicht die erste Wahl sein, auch nicht für ein Baby in BEL.

Da es leider niemals Garantien gibt, werden Sie sich vielleicht auch nicht immer ganz sicher sein können, was die richtige Entscheidung ist. Aber Sie können sich über Ihre Möglichkeiten informieren und dann die Entscheidung treffen, die für Sie Sinn macht, selbst wenn Ihr Geburtshelfer nicht zustimmt.

Positiv betrachtet ist die Geburt meistens ein natürliches, frohes Ereignis, welches mit einer gesunden Mutter und einem gesunden Baby endet. Natürlich werden Sie auch Geschichten von Geburten hören, die nicht gut ausgegangen sind, weil diese eben berichtenswert in ihrem besonderen Ausgang sind. Trotzdem ist die Geburt eines Kindes kein risikobehaftetes Unterfangen. Ansonsten würden heutzutage weitaus weniger Menschen auf der Erde wohnen.

Was passiert, wenn etwas bei einer Alleingeburt schiefläuft?

Wenn Sie mit anderen Leuten über das Thema Alleingeburt reden, dann denken diese zuerst: „Aber was passiert, wenn etwas schiefläuft?“

Diese Sorge ist natürlich stichhaltig. Das ist auch einer der Gründe, warum die meisten Leute nicht einmal versuchen, allein zu gebären. Die zugrundeliegende Angst in dieser Frage zeigt sogleich, wie die Geburt im Land angesehen wird: als riskant und gefährlich. Glücklicherweise ist Geburt weder das eine noch das andere.

Das Beste, was Sie tun können, ist sich selbst gründlich zu informieren. Eigentlich müssen Sie nichts wissen, um ein Kind zu gebären, weil Ihr Körper sich um alles kümmert. Allerdings sollten Sie wissen, was passieren kann, damit Sie die richtige Entscheidung für sich während der Geburt treffen können. Sie sollten zumindest wissen:

  • Was Sie in bestimmten Situationen tun sollten (z.B. Geburt in BEL)
  • Wann Sie Hilfe brauchen
  • Was während der Wehen und Geburt zu erwarten ist

Die Vorbereitung auf eine Hausgeburt mit Hebamme ist nicht die Gleiche wie eine Vorbereitung auf eine Alleingeburt. Obwohl Sie sicherlich in beiden Fällen eine ähnliche Einkaufsliste abarbeiten werden, müssen Sie bei einer Geburt mit Hebamme eigentlich gar nichts wissen. Allerdings werden Sie sich ganz natürlich informieren, wenn Sie sich mit dem Thema Alleingeburt befassen.

Die meisten Komplikationen entstehen durch die Verwendung von medizinischen Eingriffen, die normalerweise im Krankenhaus durchgeführt werden. Zu Hause, wo Sie sich wohlfühlen, haben Sie die beste Chance auf die natürliche Geburt, die Sie sich wünschen. Sie müssen dabei nicht auf die Uhr schauen und Sie werden nicht von fremden Krankenschwestern unter grellen Lichtern untersucht und Sie können essen und trinken so viel sie wollen. Zu Hause zu gebären hat wirklich eine Menge Vorteile, im Vergleich zu anderen Geburtsorten.

Und obwohl wir es nicht hoffen wollen, dass etwas schiefgeht, ist es wichtig einen Plan B bereitzuhaben, falls es notwendig ist. Ob das bedeutet, dass Sie eine Hebamme rufen, ins Krankenhaus fahren oder den Notruf alarmieren, kommt dann wieder auf die jeweilige Situation drauf an.