Timmys Geburt – Alleingeburt ohne Schwangerschaftsvorsorge, SSW 43+6

Mein viertes Kind wurde auch zu Hause geboren. Dieses Mal verzichtete ich auf die Schwangerschaftsvorsorge. Daher kannten wir auch das Geschlecht des Kindes nicht. Nach 43 Wochen und 6 Tagen brachte ich einen gesunden Jungen zur Welt. Er wog 3.486g.

Endloses Warten

Ich hatte bereits seit mehreren Wochen Übungswehen. Sie kamen und gingen seit dem Geburtstermin. Manchmal hatte ich ganz komische Schmerzen auf meiner linken Seite, bei denen mein Oberschenkel wehtat. Allerdings ließen die Wehen immer wieder nach, obwohl sie manchmal ziemlich regelmäßig waren. Mein errechneter Termin, basierend auf der letzten Periode, war der 21. Juni. Wenn man das Empfängnisdatum benutzte, dann wäre der Geburtstermin vielleicht der 3. Juli gewesen. Aber das war unserem Baby ganz egal, denn er kam erst viel später, am 18. Juli.

Meine vorherige Schwangerschaft endete erst nach 43 Wochen und 2 Tagen und dieses Baby wollte anscheinend meinen persönlichen Rekord überbieten. In der letzten Woche vor der Geburt hatte ich täglich regelmäßige Wehen. Allerdings hörten diese auf, sobald ich nicht mehr auf- und ablief und mich hinsetzte oder hinlegte.

Leichte Blutung

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An einem Donnerstagabend gingen wir zu Bett, während es draußen anfing zu stürmen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich quengelig war und mich beschwerte, dass das Baby noch nicht kommen wollte. Mein Mann sagte mir, ich sollte dem Universum mitteilen, dass es heute passieren sollte. Da lachte ich drüber, allerdings hatte ich wirklich keine Lust mehr, schwanger zu sein, denn die Schwangerschaft schien wirklich ewig zu dauern.

Ich legte mich hin und ein paar Minuten später fühlte ich die Ausscheidung von Flüssigkeiten. Ich ging ins Badezimmer und war erstaunt, dass ich leicht blutete. Es sah auch aus, als ob es viel Blut war, allerdings macht Blut im Wasser (in diesem Fall in der Toilettenschüssel) immer den Eindruck, dass es sich um eine größere Menge handelt als es in Wirklichkeit ist. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt gar keine Wehen, wodurch ich noch mehr verwirrt war. Bei vorhergegangenen Geburten hatte ich erst dann Blutungen, als die Geburt schon weiter vorangeschritten war.

Ich bat meinen Mann das Zimmer vorzubereiten. Es war ungefähr 23.30 Uhr. Er schlug vor, dass ich auf- und abgehen sollte, damit die Geburt weiter voranschreiten konnte, aber ich war unheimlich müde und wollte mich einfach nur hinlegen und schlafen. Ich entschloss mich, diesmal meinen Instinkten zu folgen und schickte auch meinen Mann wieder ins Bett.

Die Geburt schreitet voran

Ich erwachte früh um 1 Uhr mit Wehen. Ich hatte Hunger und aß ein Stück Toastbrot. Die Wehen waren nicht allzu schmerzvoll, aber ich fühlte mich jetzt wach. Zwischen 1 und 3 Uhr lief ich im Flur auf und ab, sterilisierte die Schere und beruhigte meinen Sohn, der vom Donner und Blitz wachgeworden war und Angst bekommen hatte. Ich schaute nicht auf die Uhr, um herauszufinden wie lange die Wehen dauerten oder wie oft sie kamen. Irgendwann legte ich mich wieder hin. Die Blutung hatte nachgelassen und ich machte mir darum keine Sorgen. Ich war mir sicher, dass unser Baby kommen würde, sobald es soweit war.

Sobald ich mich aber hinlegte, spürte ich eine sehr starke Wehe. Nach ein paar weiteren Wehen der gleichen Intensität setzte ich mich auf die Toilette, weil ich mich dabei besser fühlte. Dann weckte ich auch meinen Mann. Da war es ungefähr um 3 Uhr. Er unterhielt mich mit sinnlosem Geschwätz und lenkte mich von den Schmerzen ab.

Die ganze Zeit über hatte ich auch Durchfall. Irgendwann wurden die Schmerzen noch intensiver und dann wusste ich, dass es nicht mehr lange dauern konnte. Gleichzeitig wollte ich, dass alles bereits vorbei war. Ich wollte auch auf der Toilette sitzenbleiben, weil ich mich in dieser Position wohler fühlte, aber ich wollte eigentlich nicht das Kind an dieser Stelle gebären.

Timmy wird geboren

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Ich befand mich jetzt auf Händen und Knien in unserem Schlafzimmer. Aber nach ein paar weiteren schmerzlichen Wehen ging ich zurück auf die Toilette. Ich hatte den Drang zum Pressen und wusste, dass es jetzt gleich soweit war. Ich hätte logischerweise auf dem Fußboden bleiben sollen, aber irgendetwas zog mich auf die Toilette zurück. Ich fühlte auch schon wie sich sein Köpfchen nach draußen drängte und dann half mir mein Mann von der Toilette herunter. Er schob die Decken vom Schlafzimmer ins Badezimmer um den Fußboden zu polstern. Jetzt war ich auch schon aktiv beim Pressen und konnte seinen Kopf mit meiner Hand fühlen. Das war ein unbeschreiblich tolles Gefühl, aber gleichzeitig hat es auch unheimlich wehgetan. Ich weiß, dass ich wegen den Schmerzen gejammert habe. Aber mein Mann unterstützte mich und wies mich daraufhin, dass es doch fast vorbei war. Und war es nicht aufregend den Kopf zu spüren?

Ich fühlte, wie sich meine Haut um den Kopf dehnte. Dann war der Kopf auch schon draußen. Die nächste Wehe brachte den Rest des Kindes. Interessanterweise kam auch die Plazenta gleich mit hinterher. Sie sah aus wie ein saftiges Stück Steak. Baby Timothy fing nach kurzer Zeit an zu weinen. Nach einer Weile nuckelte er auch zufrieden an meiner Brust.

Irgendwann stand ich auf und ging duschen, während mein Mann unser Kind im Arm hielt. Wir durchschnitten die Nabelschnur kurz danach und dann machte mein Mann das Bad sauber. Es war zwar nicht der Geburtsort, den ich mir ausgesucht hatte, aber es war wenigstens einfach zu säubern.

Timmy lernt seine Geschwister kennen201-300x214

Die Kinder verschliefen das große Ereignis. Meine Tochter Becky wachte zuerst auf. Wir zeigten ihr ihren neuen Bruder und ihre Augen wurden auf einmal ganz groß. Sie lächelte und sagte, dass er ganz niedlich war. Michael erwachte als Nächstes. Er war total aufgeregt und wollte sich neben seinen Bruder legen und ihn küssen und umarmen. Er war wirklich sehr vorsichtig und sanft, so sanft wie ein fast zweijähriges Kind es nur sein kann. Melanie lernte ihren jüngsten Bruder als Letztes kennen. Michael erzählte ihr bereits im Flur ganz aufgeregt von dem Baby und sie starrte Timmy nur ganz glücklich an. Sie war auch der Meinung, dass er unheimlich niedlich war.