Im Dezember 2016 wurde ich unerwartet wieder schwanger. Ich war gleichzeitig begeistert und schockiert, hatte es aber auch schon innerhalb von ein paar Tagen nach der Empfängnis geahnt. Diese Schwangerschaft warf so einige Pläne über den Haufen. Zum Beispiel hatten wir bereits einen Deutschlandbesuch geplant, der aber nun vorverlegt werden musste, um nicht in der letzten Schwangerschaftswoche zu fliegen.

Am Anfang der Schwangerschaft hatte ich persönlich Zwillinge im Verdacht, weil mein Bauch ziemlich schnell wuchs. Als wir im Frühjahr in Deutschland waren, träumte ich sogar davon, dass ich mit Vierlingen schwanger war – alles Jungs. Dazu herrschte auch noch einige Ungewissheit mit anderen persönlichen Dingen und ich hatte das starke Bedürfnis, mir wenigstens über das Kind Klarheit zu verschaffen. Daher machte ich einen Termin zum Ultraschall. Die Ärztin bestätigte mir, dass es nur ein Baby war und aller Wahrscheinlichkeit nach ein Mädchen. Ich glaube, dass sowohl die Ärztin als auch ich froh waren, dass sie meine Schwangerschaft nicht begleiten würde.

Hinterher bereute ich den Ultraschall. Ich hatte sogar vorher versucht, eine Hebamme zu finden, die vielleicht mit Tasten oder Abhören herausfinden könnte, ob es sich um Zwillinge handelte. Dabei hatte ich aber kein Glück. Ich fand es auch nicht schön, dass wir das Geschlecht im Voraus schon kannten.

Jede Schwangerschaft und jede Geburt verläuft etwas anders und so gab es auch mit diesem Baby wieder etwas Neues zu lernen. Zum Beispiel hatte ich bei dieser Schwangerschaft zum ersten Mal eine sichtbare Krampfader im Unterschenkel. Das hat mich emotional gestresst, vor allen Dingen, weil meine Mutter bereits eine Thrombose hatte. Krampfadern sind in der Schwangerschaft aber nicht ungewöhnlich und mein Bein tat auch nicht weh.

Mit diesem Baby hatte ich schon ab der 34. Woche Vorwehen. Vorwehen vor der Geburt waren für mich nichts Neues, aber so früh hatte es noch nie angefangen. Da regte sich bei mir die Hoffnung, dass das Baby vielleicht näher am Termin geboren werde würde. Schließlich war dieses auch meine erste Alleingeburt mit einem Mädchen und diese sollen ja angeblich nicht so lange brauchen wie Jungs.

Ende August, ungefähr eine Woche vor dem Termin, hatte ich eines Nachts sehr starke Wehen. Sie waren so stark, dass ich sogar meinen Mann aufweckte und ihn bat, das Zimmer vorzubereiten, indem er den Boden abdeckte. Aber nach einer Weile hörten die Wehen plötzlich wieder auf. Ich war sehr verwirrt, aber ich wusste, dass ich daran nichts ändern konnte. So gingen wir zu Bett. Am nächsten Tag war ich sogar richtig niedergeschlagen, weil noch kein Baby da war. Die Vorwehen waren auch in den nächsten Tagen so stark, dass ich mich mehrfach auf meine Atmung konzentrieren musste, aber das Baby ließ weiterhin auf sich warten.

Ich hatte weiterhin täglich Wehen, aber nicht mehr so stark, dass sie den Tagesablauf dominierten. Auch diesmal war ich nach 42 Wochen immer noch schwanger. Anscheinend ist eine Übertragung wirklich meine Norm.

Dann stand ich eines gewöhnlichen Tages wie immer morgens mit den Kindern um 7 Uhr auf. Kurz danach fingen die Wehen wieder an. Ich beachtete sie aber nicht weiter, denn das war ja für mich alltäglich. Wir schrieben eine Einkaufsliste, weil man Mann einkaufen gehen wollte. Als ich immer wieder innehielt, um tief durchzuatmen, frage mich mein Mann, ob er nicht lieber zu Hause bleiben sollte. Ich war mir sicher, dass das Baby sowieso nicht kommen würde, vor allen nicht, wenn er bliebe. Er ging dann aber doch nicht und das war auch gut so.

Die Wehen nahmen ganz schnell an Intensität zu. Um 8 Uhr befand ich mich im Badezimmer, mein gewählter Geburtsort. Dort ist bei uns viel Platz und die Toilette ist nicht weit. Ich ging auch noch duschen, weil ich das vorher noch nicht geschafft hatte. Allerdings musste mein Mann mir beim Abtrocknen helfen, denn ich konnte mich mit den Wehen nicht mehr bücken. Ich zog mich auch gar nicht an, denn ich wusste ja, dass die Geburt bald bevorstand.

Hier weicht die Geburt auch von den anderen ab. Meine Kinder waren diesmal alle wach und durften ausnahmsweise frühmorgens Fernsehen gucken, damit sie uns nicht störten. Mein Mann beschloss irgendwann, die Schere zu sterilisieren, weil er dachte, dass er noch Zeit hätte. Aber da war ich wohl schon in der Übergangsphase, denn ich schrie nach ihm. Er kam dann auch irgendwann – in meinen Augen nicht schnell genug – wieder zurück und blieb. Bei den anderen Alleingeburten war mein Mann immer im gleichen Zimmer, aber ich wollte nicht angefasst werden. Diesmal brauchte ich den körperlichen Kontakt und hielt mich an ihm fest. Ich wollte ihn sogar beißen, weil es so wehtat, aber ich konnte mich damit zurückhalten.

Dann lief das Fruchtwasser aus, aber es war grünlich. Ich war kurz erschrocken, wusste aber auch, dass es nicht unbedingt etwas Schlimmes zu bedeuten hatte. Außerdem stand die Geburt jetzt wirklich kurz bevor. Wegen des verfärbten Fruchtwassers machte ich mir wieder mehr Sorgen als sonst, aber unser Baby fing gleich an zu schreien, genau wie die anderen. Ich hatte das Gefühl, dass sie mehr schrie, aber mein Mann glaubt sich zu erinnern, dass es bei den anderen ähnlich ablief.

Wie beim Ultraschall vorhergesagt handelte es sich diesmal um ein Mädchen. Sie wurde 19 Tage nach Termin geboren, bzw. nach 42 Wochen und 5 Tagen und wog 3.714g. Die Geburt verlief diesmal noch schneller. Nach 7 Uhr fingen die ersten Wehen an und um 8.58 Uhr war das Baby schon geboren. Ich kuschelte eine ganze Weile mit ihr im Badezimmer bevor ich dann duschen ging. Erst nachdem ich mit dem Baby gemütlich im Bett lag, sprachen wir über die Namensgebung. Die stand nämlich noch nicht fest, aber wir entschieden uns für Katelyn, kurz Katie.

Unter der Geburt erwartete und hoffte ich auch ein bisschen, dass die Kinder gucken kommen würden. Denn ich konnte mich nicht so richtig entscheiden, ob ich sie dabeihaben wollte oder nicht. Hinterher erzählte meine Große, dass Michael einen Schreck bekam, als er mich schreien hörte. Aber sie sagte ihm, dass Mama wahrscheinlich ein Baby bekommt. Er kam sich das Baby auch anschauen, aber was er sah, hat ihm wohl nicht gefallen – zumindest blieb er nicht lange. Das sieht vielleicht auch nicht sehr appetitlich aus. Es dauerte auch hinterher eine ganze Weile bevor die Kinder ihre Schwester kennenlernen wollten. Ich war selbst mit der Geburt und dem Kind so überglücklich, dass ich die Ruhe genoss und nicht hinterfragte, was die anderen taten. Wahrscheinlich war das Fernsehprogramm einfach interessanter. Die Kinder haben ihre kleinste Schwester aber unheimlich lieb. Wenn es zum Beispiel Zeit zum gute-Nacht-sagen ist, bekommt Katie immer als Erste und manchmal als Einzige einen Gute-Nacht-Kuss, vor allen Dingen von ihrem Bruder Timmy.