Was tun, wenn die Hebamme es nicht rechtzeitig zur Geburt schafft?
Es ist nicht schwierig einer Frau bei der Geburt behilflich zu sein. Bei einer zügigen Geburt ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass medizinische Hilfe überhaupt notwendig ist. Daher atmen Sie tief durch und haben Sie Vertrauen! Falls Sie eine Hebamme oder einen Arzt engagiert haben und diese/r es nicht schafft, dann werden Sie auch gleich wissen, was zu tun ist.
Die folgende Liste ist ein abgekürzter Spickzettel, der Ihnen dabei helfen wird, zu entscheiden, was Sie tun müssen und wann. Wenn Sie Zweifel haben, dann ist es am besten, wenn Sie der Natur ihren Lauf lassen, da die Geburt im Normalfall ganz natürlich fortschreitet, wenn niemand im Geburtsprozess eingreift. Natürlich können Sie jederzeit den Notruf anrufen und das sollten Sie auch tun, wenn es Komplikationen gibt, die Sie nicht selbst behandeln können.
Bei den Wehen unterstützen
- Erinnern Sie die Frau alle 30 Minuten daran, auf die Toilette zu gehen.
- Bieten Sie der Frau etwas zu trinken an. Sie wird wahrscheinlich jedes Mal nur einen Schluck trinken, daher bieten Sie es ihr alle 10 Minuten immer wieder an. Wenn Sie einen Strohhalm haben, dann können Sie das Getränk für sie halten.
- Wenn die Frau aufgeben will, dann reden Sie ihr gut zu.
- Wenn die Frau wirklich leidet, können Sie ihr anbieten in die Badewanne oder in die Dusche zu steigen. Stellen Sie sicher, dass sie nicht ausrutschen kann und helfen Sie ihr, sich hinzusetzen.
- Sie können mit der werdenden Mutter reden, aber wenn sie in Ruhe gelassen werden will, dann müssen Sie das akzeptieren.
- Falls Sie sich dabei wohlfühlen, können Sie der Frau eine Massage oder anderen körperlichen Kontakt anbieten. Manche Frauen brauchen das, andere wollen lieber nicht angefasst werden.
Bei der Geburt unterstützen
- Ermutigen Sie die Frau, sich in eine gute Position zu begeben. Lassen Sie sie nicht auf dem Rücken liegen.
- Ziehen Sie niemals an der Nabelschnur.
- Lassen Sie sie ruhig schreien, wenn sie das möchte (manche Frauen schreien bei der Geburt, manche nicht). Machen Sie sich um die Nachbarn keine Gedanken.
- Bereiten Sie die warmen Handtücher vor, wenn die Frau schon aktiv beim Pressen ist.
- Passen Sie darauf auf, dass das Baby entweder aufgefangen wird oder sanft und sicher landet.
- Helfen Sie der Mutter dabei ihr Baby zu halten und halten Sie beide mit Handtüchern und Decken warm.
Das Baby untersuchen
- Das Baby muss in der ersten Minute nach der Geburt atmen. Sie können vorsichtig den Schleim vom Gesicht des Kindes wischen und seinen Rücken rubbeln, um die selbstständige Atmung zu unterstützen. Mund und Nase absaugen ist nicht notwendig. Wenn das Baby nicht sofort von allein atmet, dann erhöhen Sie den Körper des Babys leicht, rubbeln Sie ihm den Rücken und stupsen Sie seine Füße an. Das Baby sollte auf seinen Bauch gelegt werden mit dem Kopf zur Seite, um zu ermöglichen, dass der Schleim abläuft. Als letzte Möglichkeit muss Mund-zu-Mund Beatmung durchgeführt werden.
- Das Baby sollte innerhalb von ein paar Minuten rosarot werden.
- Anfangs braucht das Baby außer Wärme und Liebe erst einmal gar nichts.
Die Mutter untersuchen
- Es ist wichtig auf die Mutter nach der Geburt zu achten. Wenn Sie Schwindel, Schock, extremen Blutverlust oder andere Probleme bei ihr bemerken, dann müssen Sie vielleicht den Notarzt anrufen.
- Nachdem das Kind geboren ist, sind alle Schmerzen für die Mutter erst einmal verschwunden. Wahrscheinlich fühlt sie sich erleichtert, emotional und erfreut. Lassen Sie sie Ihr Kind halten. Sie braucht das genauso wie das Baby.
Die Nabelschnur und die Plazenta
- Es besteht keine Eile, die Nabelschnur zu durchtrennen. Schneiden Sie diese erst, wenn sie nicht mehr pulsiert.
- Es besteht auch keine Eile, die Plazenta zu gebären. Erlauben Sie Mutter und Kind sich kennenzulernen, lassen Sie die Mutter ihr Kind stillen und die Plazenta wird nicht lange auf sich warten lassen.
- Wenn die Plazenta nach einer Stunde noch nicht erschienen ist, dann können Sie die Frau dazu animieren, ihre Position zu wechseln. Sie kann versuchen zu pressen, aber niemand sollte an der Nabelschnur ziehen. Wenn das Pressen nicht funktioniert, können Sie die Gebärmutter massieren. Das Stillen an der Brust ist auch hilfreich, weil dadurch Oxytocin produziert wird, welches wiederum die Nachwehen anregt.
- Entsorgen Sie die Plazenta nicht mit dem Hausmüll, denn das kann unnötig Aufmerksamkeit auf Sie lenken. Wenn Sie die Plazenta nicht behalten wollen, dann begraben Sie diese am besten draußen.
- Binden Sie die Nabelschnur ungefähr 15 Zentimeter vom Bauchnabel des Kindes mit Schnürsenkel oder Ähnlichem ab. Dann binden Sie es noch einmal 3 bis 5 Zentimeter weiter ab und benutzen Sie eine sterilisierte Schere, um in der Mitte einen Schnitt zu machen. Später, nachdem das Kind gestillt wurde und Sie es wiegen wollen, können Sie die Nabelschnur mit der Klemme weiter kürzen.
- Die Plazenta sollte in einem Stück erscheinen ohne zerrissene Teile. Sie können drei Verwindungen in der Plazenta entdecken (zwei Arterien und eine Vene).
Die ersten Tage nach der Geburt
- Es ist wichtig, dass das Baby regelmäßig gestillt wird. Selbst bevor die Muttermilch eintrifft, bekommt das Baby reichlich Nährstoffe von der Vormilch. Sie können sicherstellen, dass das Kind genug zu essen bekommt, indem Sie die Windeln kontrollieren. Was reingeht, muss auch wieder rauskommen. Wenn Sie regelmäßig Windeln wechseln müssen, dann brauchen Sie sich wahrscheinlich keine Sorgen um die Nahrungsaufnahme zu machen.
- Die Mutter wird nach der Geburt schwere Nachwehen erleben. Das ist ganz normal. Die Gebärmutter verkleinert sich wieder und das kann wehtun, vor allen Dingen bei der zweiten oder nachfolgenden Geburt. Die Mutter kann mit einem Wärmekissen, Massage, Positionswechsel und Ibuprofen die eigenen Schmerzen lindern. Die Nachwehen können während des Stillens durchaus schlimmer sein.
- Falls Sie das noch nicht getan haben, wäre es jetzt eine gute Idee nachzuforschen, wie Sie für das Kind eine Geburtsurkunde erhalten können.
Wie man einer Frau bei der Geburt helfen kann
Normalerweise braucht eine Frau wenig Unterstützung bei der Geburt. Ihr Körper ist dazu gemacht, ein Kind zu gebären und tut das auch ohne Ihre Einmischung. Wenn Sie es mit einer Erstgebärenden zu tun haben, dann müssen Sie vielleicht etwas zusätzliche moralische Unterstützung zum Beispiel in der Form von besänftigendem Zuspruch anbieten.
Natürlich müssen Sie auf die jeweiligen Bedürfnisse der Frau achten. Wenn Sie allein gelassen werden möchte, sollte Sie ihr den Wunsch auch gewähren. Allerdings ist es sinnvoll, in Rufweite zu bleiben, damit Sie, wenn notwendig, helfen können.
Geben Sie ihr zu trinken
Sie können sich nützlich machen, indem Sie der gebärenden Frau regelmäßig etwas zu trinken anbieten und sie zum Wasserlassen animieren. In den frühen Phasen der Geburt ist sie vielleicht sogar hungrig. Achten Sie auf ihre Wünsche, aber bieten Sie von allein regelmäßig Wasser an, damit sie nicht dran denken muss.
Es ist wichtig, dass die gebärende Frau regelmäßig ihre Blase entleert, am besten einmal pro Stunde. Eine volle Blase kann nämlich den Geburtsprozess aufhalten. Dazu hat das Leeren der Blase die körperliche, erwünschte Nebenwirkung, dass die Muskeln, die zur Geburt relevant sind, sich entspannen. Allerdings kann es in der Übergangsphase sehr unbequem für die Frau sein auf der Toilette zu sitzen, wenn die Wehen kommen.
Bereiten Sie alles vor
Egal ob Sie auf weitere Geburtshelfer warten oder planen, die Geburt allein durchzuziehen, als einziger Geburtshelfer ist es jetzt Ihre Aufgabe, alles vorzubereiten. Obwohl es lange Einkaufslisten für eine Hausgeburt gibt, können Sie es im Notfall auch auf das Wesentliche reduzieren. Wenn es sich um eine ungeplante Alleingeburt handelt, haben Sie vielleicht nicht alles, was Sie benötigen. Sie sollten aber wenigstens Handtücher suchen, um das Baby darin einzuwickeln. Zu Hause können Sie diese Handtücher vorher noch im Trockner (soweit vorhanden) oder auf der Heizung erwärmen.
Wenn genug Zeit da ist, dann sollten Sie vielleicht etwas tun, um den Fußboden zu bedecken. Alte Planen, ein Matratzenschoner oder auch Mülltüten können unter Decken benutzt werden, um Flecken auf dem Teppich oder Holzfußboden vorzubeugen. Wenn es möglich ist, können Sie die Frau bitten in der Nähe des Badezimmers zu gebären. Bei einer kurzen Distanz vom Geburtsort zum Bad brauchen Sie sich weniger Gedanken wegen Bluttropfen zu machen. Sie könnten auch Handtücher oder Decken auf den Boden legen, um damit einen Pfad vom Geburtsort zum Badezimmer zu schaffen.
Letztendlich müssen Sie etwas finden, um die Nabelschnur zu zerschneiden. Die Nabelschnur muss aber nicht schnell zertrennt werden. Tatsächlich entscheiden sich manche Leute dafür, sie gar nicht zu zerschneiden. Das nennt man eine Lotusgeburt. Daher können Sie sich Zeit lassen und auch noch nach der Geburt die Schere sterilisieren. Wenn Sie keine Schere zur Hand haben, reicht natürlich auch ein sterilisiertes Messer.
Untersuchen Sie Kind und Mutter
Wenn das Kind geboren ist, dann können Sie Mutter und Kind untersuchen. Wenn das Baby nicht von allein atmet, dann müssen Sie bei ihm Nase und Mund reinigen. Es hilft auch, wenn Sie dem Baby den Rücken rubbeln. Wenn Sie keinen Saugball haben, kann die Mutter (oder Sie) auch den eigenen Mund benutzen, um die Luftwege des Babys zu säubern. Das sollte nicht notwendig bei der Geburt sein, aber wenn das Kind nicht rosig wird, müssen Sie schnell handeln.
Sowohl Baby als auch Mama geht es besser, wenn sie zusammen sein können. Wenn das Neugeborene in den Armen seiner Mutter bleibt, hilft es ihm, die eigene Körpertemperatur zu regulieren. Es kann auch bei einem erfolgreichen Stillbeginn helfen und die meisten Babys sind innerhalb der ersten Stunde zum Nuckeln bereit.
Statt sich allzu viel Gedanken ums Säubern zu machen, ist es wichtig die Mutter eine Weile lang zu beobachten. Wenn sie sich schwindlig fühlt oder einen hohen Blutverlust erleidet, dann müssen Sie das ernst nehmen.
In den meisten Fällen geht die Geburt allein ohne Ihre Hilfe vonstatten. Tatsächlich ist es deswegen in der Regel besser, nicht einzugreifen. Als Geburtshelfer ist es Ihre Aufgabe, medizinische Hilfe zu rufen, wenn notwendig, und den Geburtsort vorzubereiten. Für die Mutter ist es wichtig einen Geburtshelfer dabeizuhaben, der ihr nahesteht und auf den sie sich verlassen kann.